Rund zwei Millionen Frauen leiden in Deutschland unter Endometriose. Dennoch dauert es vom ersten Gang in die Arztpraxis bis zur Diagnose oft Jahre. „Ist die Diagnose dann gestellt, ist es sehr schwierig, bei der Recherche im Internet gesicherte und überprüfte Daten von den vielen Mythen und bewussten Falschinformationen zu unterscheiden“, wie Dr. Sebastian Schäfer berichtet. Schäfer ist Chefarzt der Frauenklinik des Clemenshospitals, einem Krankenhaus der Alexianer, und Experte auf dem Gebiet der Endometriose. Als solcher hat er als wissenschaftlicher Berater bei der Entwicklung einer App mitgewirkt, die Frauen helfen soll, diese schmerzhafte Erkrankung besser zu bewältigen.
Nutzerin der ersten Stunde ist Sarah-Lena Schwarz, die selber betroffen ist. „Bei den vielen Infos im Netz fühlt man sich als Betroffene oft ziemlich hilflos. Selbsthilfegruppen sind zwar toll, stehen aber nicht immer zum Austausch zur Verfügung. Mit der App hingegen fühle ich mich autark!“, freut sich die 37-Jährige. Die Nutzerinnen können ihr aktuelles Schmerzempfinden angeben und erhalten von der App unmittelbar die passenden Tipps. Müssen regelmäßig Medikamente eingenommen werden, erinnert die App auf Wunsch daran. Videos und Artikel geben Tipps zur Ernährung und liefern direkt die passenden Kochrezepte, es finden sich Anleitungen für physiotherapeutische oder entspannende Übungen und weitere Informationen zur Bewältigung der Endometriose. Alle Informationen wurden von Expertinnen und Experten erstellt und kontrolliert. In der Entwicklungsphase haben Testnutzerinnen wie Sarah-Lena Schwarz viele Übungen vorgeschlagen, die von den Expertinnen und Experten überprüft und aufbereitet in die App eingebunden wurden. Die Betroffenen können Vorlieben und Interessen hinterlegen, auf die sich die App einstellt und entsprechende Tipps und Hinweise gibt. In den Sozialen Medien können sich die Nutzerinnen in geschlossenen Gruppen untereinander austauschen. „Die Auswahl eines vielfältigen Repertoires und die Anpassung der Übungen an unser individuelles Befinden sind wesentliche Punkte, die für die Nutzung der App sprechen. Auch als Vorbereitung auf den Arztbesuch ist sie eine große Hilfe“, wie Schwarz erläutert.
„In einer wissenschaftlichen Studie haben wir 122 Nutzerinnen über einen Zeitraum von zwölf Wochen engmaschig begleitet und mit standardisierten Fragebögen befragt. Zusammenfassend verbessert die Endo-App sowohl die körperlichen als auch die psychischen Symptome der Patientinnen. Die App trägt zur Verbesserung der Endometriose-Versorgung hierzulande bei und ermöglicht es den betroffenen Frauen, ihre Lebensqualität deutlich zu steigern“, fasst Schäfer die Ergebnisse der Studie zusammen, betont aber auch, dass die Nutzung der App den Arztbesuch weder ersetzen kann noch soll. Die App gibt es kostenlos im App-Store und wird per Arzt-Rezept freigeschaltet. Alle Daten liegen verschlüsselt auf europäischen Servern, persönliche Daten sind auch für die Herstellerfirma nicht einzelnen Personen zuzuordnen. Damit ist die Datensicherheit gewährleistet. „Die App hat mir geholfen, proaktiv mit der Situation umzugehen. Ich bin aus einer passiven in eine aktive Rolle bei der Bewältigung der Endometriose gewechselt, das hat mir körperlich und psychisch sehr gut getan!“, wie Sarah-Lena Schwarz bestätigt.