Gutartig aber störend

Korrekterweise sollte man die Bezeichnung Vestibularisschwannom verwenden. Der Tumor hat seinen Ursprung in 80 Prozent der Fälle im Nervus vestibularis superior, einem Teil des achten Hirnnervs, der für die Verbindung der Signale des Gleichgewichtorgans zum Gehirn zuständig ist.

Dieser Nerv verläuft zusammen mit dem eigentlichen Hörnerv (Nervus cochlearis) und zieht mit dem siebten Hirnnerv (Nervus facialis), der u. a. motorisch das Gesicht versorgt, durch den inneren Gehörgang (Meatus acusticus internus). Häufig ist eine knöcherne Erweiterung an dieser Stelle zu erkennen. Die Schwannome der Hirnnerven sind gutartige Tumoren mit einem meist langsamen Wachstum. Der Tumor verdrängt das umliegende Gewebe sowie die benachbarten Strukturen im Kleinhirnbrückenwinkel und kann bei größeren Tumoren auf den Hirnstamm drücken. Metastasen sind nicht bekannt.
Im Rahmen von genetisch vererbbaren Krankheiten wie die Neurofibromatose Typ2 treten Schwannome auch beidseitig auf.

Klinik:

  • Hörminderung
  • Gesichtsmuskellähmung
  • Gleichgewichtstörungen
  • Tinnitus
  • Bewegung- und Koordinationsstörung (bei größeren Tumoren und Hirnstammkompression) sowie Funktionsstörungen anderer Hirnnerven (Taubheit im Gesicht oder Schmerzen: N. trigeminus V, Doppelbilder: N abducens VI, Schluckstörungen: N. glossopharyngeus IX, N. vagus X)

Diagnostik:

  • Die Standarddiagnostik in Form von schichtbildgebenden Verfahren ist heutzutage das MRT.

Zur präoperativen Vorbereitung erfolgt noch

  • CCT Untersuchung mit Dünnschicht Aufnahmen der Schädelbasis
  • Hörtest  und Messung der akustisch evozierten Potenziale (AEP)
  • Bei sehr großen Tumoren und geplanter halbsitzender Lagerung eine TEE (Transösophageale endoskopische Echokardiographie) zum Ausschluss einer Verbindung der Herzvorhöfe (PFO:  persistierendes foramen ovale), das bei circa 20% der Menschen vorkommt und Luftembolien verursachen könnte.

Therapieoptionen:

Die Therapie wird abhängig von der Größe,  der klinischen Symptomatik, dem Allgemeinzustand und Alter des Patienten gewählt:

  1. Wait and scan (Abwarten und Beobachten)
  2. Radiatio (Strahlentherapie)
  3. Mikrochirurgische Operation

Nach einer Operation werden MRT Verlaufskontrollen in regelmäßigen Abständen, zunächst nach 3-6 Monaten, danach nach 1, später nach 2, 3, 5 Jahren und einer Spätkontrolle nach 10 Jahren mit ambulanten Vorstellungen erfolgen.